2024 | Kroatien – Die Erste

2024 | Kroatien – Die Erste

SY: The Big One (Dufour 50 Atoll 6) (Charter)
Vom 22. bis 29. Juni 2024 = 6 Tage (168 sm)
Reiseroute: Rogoznica (Marina Frapa) – Uvala Smrka – Stari Grad – Uvala Luka – Split – Uvala Krknjas – Rogoznica (Marina Frapa)
Skipper: G.-Andreas Meißner
Crew: Gerd, Chrischan, Norbert, Enrico, Christian, Andreas

In unserem Turnus war in diesem Jahr eine Reise ins Mittelmeer dran, und so stellten wir uns die Frage, was ist dran an dem Gerücht, Kroatien sei ein wundervolles Segelrevier. Bei der Planung im vorangegangenen Herbst stießen wir auf eine Dufour 50 mit dem Liegeplatz bei Split. Gefunden haben wir das Boot bei Boataround.de mit dem Vercharterer Atoll Yachting.

Unsere Crew wird partout nicht kleiner, eher älter, und so möchte doch jeder seine eigene Kabine haben. Die gefundene Dufour bietet 6 Kabinen mit 4 Bädern und eine Messe auf dem Niveau des Cockpits ähnlich einer Deckssalon-Yacht – ideal für uns. Der Ausgangshafen war für uns auch kein Problem; denn Split wird von Eurowings von Berlin BER aus direkt angeflogen. Die Tickets wurden rechtzeitig gebucht und so stand dem Start nichts mehr im Wege.

Heutzutage nicht ungewöhnlich ist, dass kurz vorher die Flugzeiten geändert werden, obwohl man sich vorher so viel Mühe gegeben hat, das Optimale herauszusuchen. Und so stehen wir bepackt und reiselustig alle zusammen auf dem Bahnhof Spandau, auf die RE wartend, als unsere Handys eins nach dem anderen „Ping“ sagen mit der Botschaft „your flight has been canceled“! Wat nu?

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Unsere Fahrt zum BER treten wir trotzdem an; denn sicher fliegt eine Ersatz-Maschine nur 2 Stunden später, so hoffen wir zumindest. Vor Ort gibt es keinen Eurowings-Schalter, so dass wir an eine allgemeine Agentur verwiesen werden. Nach einer Wartezeit von 1 ½ Stunden bekommen wir die Information, dass wir auf den Folgetag umgebucht wurden mit Flug am Nachmittag über Köln und Ankunft in Split gegen Mitternacht. Was für ein Hohn?

Alternativen? Flug: keine; Bahn: 28 h Fahrzeit; Bus: ???; PKW: ad hoc 1.300km am Stück? Nach kurzer Beratung erfolgt der einstimmige Beschluss: wir fahren mit dem Auto! Gesagt – getan: Also alle Mann wieder mit der RE zurück nach Spandau / Falkensee, die Frauen überrascht, Kaffee gekocht und schnell noch das Wichtigste eingekauft; denn über die Öffnungszeiten der Supermärkte in Kroatien am Sonntagmorgen waren wir uns unschlüssig. Für Wasser, Bier, Brötchen, Nudeln usw. war gerade noch Platz in unseren beiden Fahrzeugen. Da jeder im Besitz eines Führerscheins ist, konnten wir durchwechseln und vor allem nonstop durchfahren. Deutschland (Regensburg, Passau), Österreich (Vignette), Slowenien (Vignette) nach Kroatien (Maut). Wenigstens sind nachts die Autobahnen nicht ganz so voll. Von der Kroatischen Grenze bei Rijeka nach Split sind es leider immer noch 330 km, so dass wir irgendwie ziemlich müde am Sonntagmorgen die Marina Frapa in Rogoznica bei Split erreichen.

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Sonntag, 23. Juni 2024, Marina Frapa – Uvala Smrka = 36,4 sm
Da liegt sie, unsere „The Big One“ im strahlenden Sonnenschein. Die Übergabe verläuft unproblematisch, und schnell ist alles verstaut und die Autos sicher geparkt (60,-€ pro Woche). Wir legen ab und ein erster wunderschöner Segeltag mit 3 bft. aus West unter Groß und Genua mit südlichem Kurs. Eigentlich sind wir total müde vom Autofahren, aber Segeln ist einfach Tiefenentspannung und die Müdigkeit verfliegt schnell. Die Sonne, der Wind, die netten Kameraden und ein kühles Bier lassen die Welt wieder in freundlichem Licht erscheinen.

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Gegen 17:00 Uhr erreichen wir unsere angestrebte Bucht. Wir ankern, und ein kleines kroatisches Motorboot übergibt uns eine Leine zum Ufer, so dass wir stabil liegen; denn wir sind ja nicht allein in der Bucht. Wir nehmen unser erstes Bad: was ist das Wasser herrlich! Jetzt schieben wir alle Kohldampf und unser Smut bereitet uns – obligatorisch für den ersten Abend – Nudeln mit Bolognese Sauce. Der Tag ist aber lange noch nicht vorbei; denn heute Abend um 21:00 Uhr steht das EM Fußballspiel Deutschland gegen die Schweiz an. Wohl dem, der einen VPN Client hat und so schauen wir zu 7 begeistert auf einem Tablet in der ARD Mediathek das Fußballspiel. Danach ist dann endlich Schlafen angesagt.

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Montag, 24 Juni 2024, Uvala Smrka – Stari Grad = 24,3 sm

Natürlich baden wir vor dem Frühstück, damit dieses umso besser schmeckt, zumal wir ja noch Rühreier zum Frühstück kredenzen. Wir versuchen zu segeln, aber der Wind reicht nicht. Unser Zwischenziel ist das touristische Highlight Zlatni Rad „Das Goldene Horn“, das als einer der beliebtesten Strände Kroatiens gilt und das wir unter Maschine erreichen. Aber Landtourismus ist nicht unser Tourismus und so drehen wir einen Vollkreis, schauen es uns an, machen Fotos und setzen Segel; denn der Wind hat auf 3 bft. aufgefrischt, und wir kreuzen durch den Hvarski Kanal in Richtung der schönen Stadt Stari Grad auf der Insel Hvar.

Zum Glück hat unser Navigator vorher einen Liegeplatz reserviert, und so kommen wir in den Vorzug, auf der Stadtseite festmachen zu dürfen. Wir legen per Mooring römisch-katholisch an bei mittlerweile zunehmenden Seitenwind – wie gewohnt vorsichtig rückwärts herantastend. Zwar machen wir sicher und gut fest, aber anschließend machen uns zwei junge Männer auf einem ebenso großen Boot wie unserem vor, wie es richtig gemacht wird:

  1. Mit viel Fahrt rückwärts bis an die Pier (und damit die Abdrift vermeiden). Kugelfender am Heck nicht vergessen!
  2. Mit „voll voraus“ aufstoppen, die Achterleine an Land übergeben, die Mooringleine übernehmen.
  3. Die luvseitige Achterleine mit etwas Spiel (2-3 m) belegen und mit der Maschine „leicht voraus“ fahren (damit der Bug nicht nach Lee auswandert).
  4. Mooringleine am Bug belegen.
  5. „Maschine rückwärts“, um die Mooringleine zu straffen.
  6. Achterleinen fest und Gangway ausbringen – fertig!

Stari Grad hat einen alten typischen Hafen (Liegegebühr 99 €) und eine hübsche Altstadt. Wir erkunden diesen netten Ort, finden eine nette Kneipe für später und entdecken schließlich ein feines Restaurant mit typischen kroatischen Speisen. Am Ende essen wir doch alle Fisch! Rechtzeitig kehren wir zu unserer Kneipe zurück; denn wir wollen gemeinsam unter Kroaten das EM-Spiel Kroatien gegen Italien sehen, sind am Ende aber die lautesten kroatischen Fans.

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Dienstag, 25. Juni 2024, Stari Grad – Uvala Luka = 30,4 sm

Frische Bötchen scheint man hier nicht zu kennen, und so müssen die letzten Brötchen aus dem Havelpark Dallgow noch herhalten. Ablegen unter einer Mooring ist das leichteste Manöver, das man sich vorstellen kann. Wir haben stabilen hohen Luftdruck, aber der wenige Wind (1- 2 aus SO) reicht für unsere Dufour mit 14 Tonnen nicht. Also laufen wir unter Maschine ganz gemütlich an der Küste entlang, und die Crew macht es sich an Bord bequem. Die Dufour verfügt über eine Liegebereich auf dem Vorschiff!

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Als der Wind günstiger kommt, setzen wir die Segel, nehmen aber bald die Maschine zusätzlich zu Hilfe, weil unser ETA zu spät wird. Das Groß lassen wir noch stehen und setzen den Kegel unter der Saling.

Wir umrunden die Insel Brac, und der Himmel zieht sich langsam zu. Über Kanal 16 erreicht uns die Nachricht: „all ships, all ships, all ships: gale warning, thunderstorm…“ Vom Vercharterer wurden wir vorgewarnt, so etwas nicht zu unterschätzen. Also bergen wir alle Segel und nehmen mit mehr Fahrt Kurs auf unser Ziel, die Bucht Uvala Luka auf der Insel Brac. Wir ankern zwar zuerst, geben diesen Plan aber schnell wieder auf. Zur Sicherheit machen wir an einer Boje fest; denn hier ist es überall tief und der Ankergrund mir nicht bekannt und bei einem aufkommenden Gewitter will ich das Risiko minimieren. Der Bojenplatz kostet uns 30 € pro Nacht und ist uns die Sicherheit wert.

Einige fahren mit dem Dinghi an Land und erkunden die Bar. Frische Brötchen können sie aber auch nicht reservieren für den nächsten Morgen. Wir schwimmen von Bord aus, sonnen uns, haben Spaß und genießen das Leben. Unser Smut verwöhnt uns mit einem Abendessen. Vom Gewitter sind nur ein paar dunkle Wolken zu sehen.

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Mittwoch, 26. Juni 2024, Uvala Luka – Split = 21,1 sm

Frühstück ohne vorheriges Bad geht in Kroatien gar nicht! Wir legen von der Boje ab und nehmen Kurs auf Split. Heute weht nun wirklich gar kein Wind und so genießen wir unter Maschine die Fahrt durch den Bracki Kanal und beobachten die Landschaft. Plötzlich heißt es „Mann über Bord“ und ein Kanister mit einer Pütz daran treibt im Wasser: die Crew funktioniert: die Position MOB wird festgehalten, ein Ausguck zeigt mit seinem Arm die Position und das Fahr-Manöver wir eingeleitet. Aber der Test lohnt sich; denn die weniger Erfahrenen benötigen drei Anläufe, um den Mann (Kanister) wieder an Bord zu holen. Schließlich könnte ja auch mal der Skipper / Co-Skipper über Bord gehen.

Bei der Ansteuerung vom Hafen von Split sollte man auf den Fährverkehr Acht geben. Hier sind Schnell-Fähren unterwegs, und schnell heißt hier richtig schnell, Katamaran Fähren mit Jet-Antrieb.

Gegen 14:00 Uhr erreichen wir schon die ACI-Marina von Split. Wir sind zwar angemeldet, aber der Hafenmeister antwortet nicht, weder auf UKW noch auf dem Handy. Wir nutzen die Zeit und machen an einer Mole unterhalb einer Bar fest und lassen uns zur Freude aller – auch des Kellners – frisch gezapftes Bier an Bord servieren. Oh wie das zischt!

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Schließlich bekommen wir einen Platz angewiesen, aber es ist auch genug Platz da. (Liegegebühr 184 € (!)). Nach dem Duschen decken wir uns in den nahelegenden Supermarkt mit Vorräten ein. Anschließend erkunden wir die Stadt Split mit seinen Uferpromenaden und seiner Altstadt. Es lohnt sich, hier zu sein. Enrico zeigt uns die Stadt und die Sehenswürdigkeiten. Souvenirs werden gekauft. In einer Seitenstraße entdecken wir ein kleines Restaurant und wieder vergnügen wir uns an der Kroatischen Küche. Erst spät kehren wir heim und der Lichterglanz der Stadt fasziniert uns. Diese milde Luft am Abend im mediterranen Raum ist einfach herrlich.

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Donnerstag 27. Juni 2024, Split – Uvala Krknjas = 22,0 sm

Nach dem Frühstück brechen wir auf zu unserem neuen Ziel der „blauen Lagune“. Der Wind frischt auf 3-4 aus West auf und wir binden das 1. Reff. Dies wurde wohl lange nicht benutzt. Mit einem Reff läuft unsere Dufour noch stabiler und genauso schnell. Einige Mitläufer wechseln schon auf die Maschine. Wir kreuzen jedoch beständig auf und erreichen gegen 14:30 Uhr unser Ziel. Viel später darf es nicht sein; denn die Bucht scheint sehr begehrt zu sein. Hier hilft die Binnen-Erfahrung beim Ankern.

Das Dinghi wird flott gemacht und die Strandbar erobert. Der andere Teil schwimmt genüsslich und bereitet das Abendessen an Bord vor.
Beeindruckende Wolkenbilder formen sich auf und über Land kommen die entsprechenden Gewitter herunter. Die einschlägigen Wetter Apps (Wetteronline und Windfinder) funktionieren auch hier tadellos.

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Freitag 28. Juni Uvala Krknjas – Marina Frapa = 34 sm

Der letzte Tag bricht an und es wird der schönste Segeltag: 2-3 bft. bei einem Kurs nach Norden. den wir mit einigen Kreuzschlägen gut bewältigen können. Jeder möchte noch einmal gerne ans Rad und so wird alle ½ Stunde gewechselt. Wir haben einen Mitläufer bei uns, der uns aber nicht einholt.

Schöner und besser geht es nicht: beständiger Wind, keine Wolke am Himmel, herrliches Wasser, warme Temperaturen… Was ist das Segeln schön!

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Gegen 16:00 Uhr laufen wir in die Marina ein und reihen uns in die Warteschlange an der Tankstelle. 50 Liter passen hinein und dann ist der Tank auch wieder voll. Bei 13,8 Motorstunden bedeutet das 3,6 l/h. Wir legen unter Mooring an, wie wir es in Stari Grad abgeguckt haben. Die Übergabe geht wieder erstaunlich problemlos. Bei der Übergabe werden am intensivsten die Toiletten geprüft!

Im Hafen Restaurant nehmen wir unser letztes Captain‘s Dinner und lassen uns verwöhnen.

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Samstag, 29. Juni 2024

Nach einer ruhigen, aber warmen Nacht geben wir die Schlüssel ab und frühstücken im Hafen, wo wir auch bei der übernächtigten Ankunft gefrühstückt hatten. Und dann geht es schon wieder durch 4 Länder über 1.300 km nach Hause.

Was haben wir gelernt?

  1. Kroatien ist wirklich ein traumhaftes Reiseziel:
    1. Es gibt zahlreiche Inseln, so dass man bei jeder Windrichtung eine Möglichkeit zum geschützten Ankern findet.
    2. Es gibt viele, viele Häfen oder Marinas.
    3. Das Wasser ist überall tief.
    4. Es gibt viele, viele Charterboot, aber trotz allem verläuft es sicher auf den Wasserflächen.
  2. Griechisch-römisch Anlegen will gekonnt sein, vor allem bei viel (Seiten-)Wind. Etliche You-Tube Videos beweisen das.
  3. Eine eingespielte Crew ist durch nichts zu ersetzen.

Nach unser diesjährigen Kroatien Erfahrung ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass im nächsten Jahr Kroatien 2.0 folgen wird.

Dr. Gert-Andreas Meißner

Date

25. März 2025

Tags

news