2024 | Segeltörn in der Ägäis – Zwei Wochen voller Spaß und Abenteuer

2024 | Segeltörn in der Ägäis – Zwei Wochen voller Spaß und Abenteuer

SY: Whisper (Beneteau Oceanis 46.1)
Vom 18.10.2024 bis 31.10.2024 = 14 Tage/9 Segeltage (278 sm)
Reiseroute: Athen – Kythnos – Serifos – Paros – Serifos – Kythnos – Kea – Ägina - Athen
Skipper: Oliver Schultz
Crew: Peter Frömming, Mario Janisch, HaJo Wehrmann, Hans-Jürgen Zamzow

Ein turbulenter Start: Es ging schon spannend los, am Freitag, den 18. Oktober, war Joe Biden in Berlin und wir wollten mit den Öffentlichen zum BER. Es war kaum zu glauben, aber die Öffis fuhren und der Flug über Wien war pünktlich. Man muss auch mal Glück haben. Eine böse Überraschung gab es dann allerdings nach der Landung spätabends in Griechenlands Hauptstadt: Peter’s Gepäck fehlte. Es stellte sich heraus, dass es in Wien bei einer Gepäckkontrolle hängen geblieben war. Der Grund? Seine Automatik-Schwimmweste hatte bei den Beamten für Stirnrunzeln gesorgt. Während Peter am nächsten Morgen noch einmal zum Flughafen fuhr, um sein Gepäck zu sichern, machten wir es uns an Bord unserer Yacht „Whisper“ gemütlich.

Unser schwimmendes Zuhause: Die „Whisper“ war eine imposante Bennetau Oceanis 46.1 mit fünf Kajüten, die jedem von uns ausreichend Platz bot. Besonders der großzügige Salon mit fast zwei Metern Stehhöhe beeindruckte uns. Trotz ihrer Größe und dem stattlichen Tiefgang von 2,65 m erwies sich die Yacht mit Doppelruder als sehr wendig und hervorragend segelbar. Allerdings stellte uns der Tiefgang in einigen Häfen vor echte Herausforderungen – aber dazu später mehr.

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Tag 1 bis 3 – Starker Wind: Am Sonntagmorgen hieß es „Leinen los!“ und wir verließen die Marina Alimos Richtung Kythnos. Der Wind blies mit 6 - 7 Beaufort kräftig aus Nord, was die Segelbedingungen zwar anspruchsvoll gestaltete, aber auch viel Spaß machte. Auf Kythnos angekommen genossen wir die Abgeschiedenheit der kleinen Insel und ließen uns den ersten fangfrischen Fisch in einer urigen Taverne schmecken.

Am zweiten Tag segelten wir weiter nach Serifos. Hier zwang uns der immer noch zunehmende Wind zu einem ungeplanten Pausentag, den wir für eine Wanderung ins Bergdorf Chora nutzten. Die Aussicht von dort oben war atemberaubend: weiße Häuser, die sich wie Perlen an die Hügel schmiegten, und die schier endlose Weite der Ägäis.

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Tag 4 bis 6 – Böse Überraschungen mit Elektrik und Tiefgang: Da die westliche Pier in Serifos keine funktionierenden Elektrosäulen hatte, konnten wir nicht laden. Bei einer Kapazität lt. Vercharterer von 500 Ah und zuvor 4 Tagen am Netz in Athen sollte es aber unproblematisch sein. Weit gefehlt. Am Morgen waren die Batterien auf 11,8 V runter – auch die Starterbatterie! Nach Messungen an Bord und Rücksprache mit dem Vercharterer stellte sich heraus, dass ALLE Batterien gebrückt waren. Die Brücke wurde entfernt, das Solarmodul lieferte drei Stunden lang 4 A und der Motor sprang gegen 11:00 endlich an. Zum Glück hatten wir das Problem im Hafen und mussten es nicht auf See lösen!

Die Etappe führte uns bei weiterhin nördlichem, vorlichem Wind mit 6 - 8 Bft nach Paros, genauer gesagt nach Naoussa. Hier zeigte sich der Tiefgang unserer Yacht von seiner weniger praktischen Seite. Laut Hafenhandbuch sollte es Moorings geben und die Wassertiefe drei Meter betragen, doch in der Realität waren es nur 1,65 m und keine Moorings. Prompt setzten wir auf Grund auf und wurden durch den Wind trotz Bugstrahlruder auf Leegerwall gedrückt. Nach einigen Minuten hektischer Diskussion und einem beherzten Einsatz von Leinen zu dem Nachbarkat (der zwei Moorings nutzte!) gelang es uns, die „Whisper“ mit viel Muskelkraft an der Winsch wieder frei zu bekommen.

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Auf Paros gönnten wir uns nach all dem Stress einen entspannten Badetag in einer geschützten Bucht nördlich von Naoussa. Auch wenn die Temperaturen Ende Oktober nicht mehr zum Segeln in Badehose einluden, war das Meer doch noch erstaunlich warm.

Die Genua gibt auf: Der starke Wind in der ersten Woche forderte nicht nur uns, sondern auch das Material heraus. Während einer Etappe mit einigen Reffmanövern bemerkten wir, dass unsere Genua an zwei Stellen eingerissen war. Das vier Jahre alte Tuch hatte den Zug nicht mehr ausgehalten. Skipper Oliver nahm es gelassen: „Das war wohl ohnehin nur noch ein Lappen.“

Tag 7 bis 9 – Zurück über Serifos, Kythnos und Kea: Wegen des beständigen Meltimi aus Nord mussten wir zurück ganz schön Höhe knüppeln. Deshalb führte uns der Rückweg über fast die gleiche Route wie hin. Alles nochmal genießen: Sonne, Wellen, Tavernen, Baden, Hajo’s leckeres Bord­essen.

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Perdika und Hafenkino: Von Kea ging es nach West zur Insel Ägina und wir steuerten den kleinen Hafen von Perdika an. Der Wind im Saronischen Golf war nur noch schwach, was uns beim Hafenmanöver zugutekam. Der Ort ist immer wieder eine Anlege wert: Ein malerisches Fischerdorf, in dem ein Fischrestaurant neben dem anderen liegt, und abends tauchen die Lichter die Szenerie in ein romantisches Leuchten. Und wir sorgten für Unterhaltung: Beim römisch-katholischen Anlegen zogen wir versehentlich die Kette eines anderen Bootes hoch. Nach einigem Fluchen und sorgenvollen Mienen lernten wir, wie man sich aus solch einer misslichen Lage befreit.

Rückkehr nach Athen: Am letzten Tag segelten wir bei leicht abflauendem Wind zurück nach Alimos. Die Sonne tauchte das Meer in goldenes Licht, während wir durch die riesigen Pötte manövrierten, die vor Piräus auf Reede lagen. Die Stimmung war ausgelassen und wir ließen die vergangenen Tage Revue passieren.

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Unser Segeltörn durch die griechische Ägäis war wieder ein unvergessliches Erlebnis. Von starkem Wind und anspruchsvollen Manövern bis hin zu entspannten Badetagen und kulinarischen Erlebnissen boten die elf Tage alles, was das Seglerherz begehrt. Am Ende waren wir uns alle einig: Die Ägäis ist ein Paradies für Segler – und die „Whisper“ unser perfektes Zuhause auf Zeit.

Peter Frömming/Oliver Schultz

Date

25. März 2025

Tags

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