2021 | Wir trotzen Corona!

Nach unserer Reise im vergangenen Herbst hatten wir uns das Ziel „dänische Südsee“ im Juni ausgesucht und gleich im Herbst 2020 ein schönes Boot gechartert.

SY: Haithabu (Bavaria C46) (Charter)
Skipper: G.-Andreas Meißner

Crew: Gerd, Christian, Norbert, Chrischan, Andreas G.
Vom 29.05.2021 bis 05.06.2021 = 7 Tage (169 sm)

Reiseroute: Flensburg – Gelting-Mole – Damp2000 – Strande – Maasholm – Langballigau – Flensburg

 

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Aber dann bescherte uns die 3. Welle der Corona-Pandemie Bedingungen wie „maximal 5 Personen aus 2 Haushalten“. Wir - das sind Norbert, Gerd, Andreas G., Christian, Chrischan und ich - sind aber „6 Personen aus 6 Haushalten“! Wie soll das gehen?

Mehrere Telefonate mit dem Vercharterer und der Landesregierung Schleswig-Holstein ließen uns folgende Konstellation empfehlen: Wir sind „2 Paare - getrennt lebend“; Die zählen nämlich nicht als „Haushalte“ und ein Durchgeimpfter zählt auch nicht: Stilblüten in der Corona Pandemie. Zum Glück erließ Schleswig-Holstein zum Start unserer Reise die Regelung „10 Personen aus beliebig vielen Haushalten“.

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Sonnabend, 29. Mai 2021
2 Pkw mit 6 teil- und durchgeimpften sowie frisch getesteten Segelbegeisterten verlassen Berlin in Richtung Flensburg. Je weiter wir kommen, desto mehr lichtet sich der Himmel und empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein - eine Wohltat nach dem zu kalten und regnerischen Frühjahr.

Wir übernehmen unsere Bavaria C46, Baujahr 2019, in der Galwik Marina, gechartert über Bavaria Yacht-Charter, aber vom Eigentümer Mola Yacht-Charter. Wir führen die Übernahme erfolgreich durch und sind zufrieden. Das größte Problem stellen wir erst am nächsten Morgen fest: Am Herd funktioniert nur eine Flamme. Der Fehler sei bekannt, z.Z. nicht zu reparieren, und so müssen wir den Herd mit einer Hilfskonstruktion überlisten.
Das nächste Novum gleich am Abend: Bewaffnet mit frischen Tests, Masken und Luca App dürfen wir 6 in der Innen-Gastronomie („Genusswerk Flensburg“) an einem Tisch sitzen: ein fast unglaubliches und vergessenes Gefühl.
An Bord besprechen wir noch die Verantwortlichkeiten und die Rollenaufteilung an Bord.

Sonntag, 30.05.2021, Flensburg – Gelting-Mole, 23 sm
Bei wenig Wind testen wir das Steuerverhalten unserer Bavaria mit Doppelruderanlage und einem zentralen Propeller (Saildrive): Es funktioniert, und zwar sehr sensibel, auch beim Rückwärtsfahren, wenn man denn nur etwas Fahrt hat. Auch die Segel sind OK: Roll-Groß und -Genua. Unter Maschine fahren wir durch die Flensburger Förde vorbei an dem imposanten Bau der Marineschule und später an der ebenso berühmten Segelschule Glücksburg. Was für ein schönes Segelrevier! Sehr geschützt, breit, lang und tief genug, im Norden liegt Dänemark und im Süden Deutschland. Zwischendurch segeln wir ein wenig, bis der Wind wieder einschläft. Unser Ziel Gelting-Mole (Liegegebühr 28 €) erreichen wir ganz entspannt um 16:35 Uhr.

Unser Navigator Norbert hat uns zum Glück telefonisch angemeldet; denn mit 2,10 m Tiefgang und einer Breite von 4,35 m passen wir nicht in jeden Hafen und jede Box. So müssen wir hier mit der Maschine die Dalben etwas auseinander drücken…

Der obligatorische Spaziergang wird mit Kaffee und Kuchen gekrönt, und abends gibt‘s an Bord die üblichen Spagetti.

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Montag, 31.05.2021, Gelting-Mole – Damp2000, 29 sm
Immer noch weht wenig Wind, aber wir fahren ja auf das freie Wasser. Wir motoren um den Leuchtturm Kalkgrund weiter Richtung Süden, denn Fragen wie "Wie testen die Dänen? Müssen wir in Quarantäne? Welche Regeln gelten noch in Dänemark?" haben uns für die deutsche Küste entscheiden lassen. Durch die ruhige See sehen wir ganz oft Tümmler um uns herum und wir hören sogar ihren Atem! Aber immer, wenn die Kamera bereit ist, sind sie verschwunden. Kennt ihr das?

Sowie ein wenig Wind aufkommt, werden die Segel ausgerollt. So kreuzen wir bei südlichen Winden auf und legen am späten Nachmittag in Damp 2000 rückwärts in eine große Box an. Hier zahlt man seine Liegegebühr (27 €) an einem Automaten. Der Strand gleich am Hafen ist sehr schön, aber die Apartmentanlagen muss man schon mögen.

Hier werden wir Zeugen eines perfekten Anlegemanövers, das ich gerne wiedergeben möchte: Ein älteres Ehepaar auf einer nahezu neuen Hanse 42 will rückwärts in die Box. Er fährt parallel zu den achteren Dalben und setzt achtern eine kurze Spring um den Dalben, um den er in die Box drehen will. Sie hält einen Fender an die Stelle, an dem das Schiff um den Dalben drehen soll. Er lässt nun die Maschine langsam rückwärts gehen und das ganze Schiff dreht sich gegen Wind oder Welle ganz behutsam um den Dalben herum bis es gerade in die Box gesteuert werden kann. Sie haben keinen Bugstrahler und den hätten sie auch nicht gebraucht. Natürlich helfen wir beim Übernehmen der Achterleinen.
Am Ende des Stegs hat ein alter Segler aus Großbritannien festgemacht. Abends wird wieder an Bord gegessen und wir spielen „Phase 10“ bis die Augen zufallen.

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Dienstag, 01.06.2021, Damp2000 – Kiel-Strande, 13sm
Wie jeden Morgen stehen wir um 8 Uhr auf, einer holt Brötchen, einer kocht Kaffee, einer deckt den Tisch, zwei gehen Duschen - im Rotationsbetrieb. Kurz vor 9 gibt es Frühstück und gegen 10 sind wir ablegebereit. Jedes Ablegen wird vorher durchgesprochen und so klappt das mit uns eigentlich immer.

Endlich haben wir Wind zum Segeln und kommen mit halben Wind gut voran in Richtung Kieler Leuchtturm. Beim Passieren der Eckernförder Bucht und in der Kieler Bucht sind eine Menge Marine-Schiffe unterwegs. Am frühen Nachmittag passieren wir den Kieler Leuchtturm und legen unser Ziel Kiel-Strande an. Der Hafen ist klein und eng, aber zum Glück sind wir angemeldet und haben bereits unsere Box reserviert. Umso freundlicher ist der Hafenmeister und umso sauberer die Duschen (Liegegebühr 35 €).

Nach einem Einkauf, einer Tischreservierung und einem Corona-Test geht es auf zur Wanderung zum Bülker Leuchtturm. Abends stehen dann tatsächlich über 10.000 Schritte auf dem Tacho und ihr könnt euch vorstellen, wie uns der Kabeljau geschmeckt hat. Abends an Bord wird dann „Phase10“ zu Ende gespielt.

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Mittwoch, 02.06.2021, Kiel-Strande – Maasholm, 37sm
Über Nacht frischt es auf und am nächsten Morgen weht der angekündigte Ost mit 4-5 Bft. Das Ablegen gegen den raumen Wind gelingt uns, indem wir die luvseitige Achterleine über die Winsch dicht holen, vorn langsam fieren und dann mit Schwung aus der Box, gefühlvoll und dosiert Gegenruder und Maschine voraus – alles ohne Bugstrahler. Der Lohn ist ein Applaus vom Steg gegenüber und das geht dann runter wie Öl!

Der Ost 4-5 erlaubt uns einen Schlag bis hinüber nach Laboe und dann können wir schon den Kieler Leuchtturm anlegen, um dort abfallen zu können auf einen raumen Kurs zurück Richtung Norden. Mitten in der Kieler Förde holen wir den „Ableger“ nach. Alle halbe Stunde darf der Nächste ans Ruder. Das sind die Stunden, auf die man sich das ganze Jahr freut.

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Unser Ziel ist Maasholm, das wir viel zu schnell erreichen. Daher kommt noch ein extra Schlag hinzu, um das Segeln so richtig zu genießen. An der Ansteuerungstonne für die Schlei nehmen wir die Segel herunter. Es steht durch den kräftigen Ost schon eine ordentliche Welle hier bei Schleimünde. Auch in Maasholm finden wir eine Box, in die wir gerade so hineinpassen – diesmal wieder unter Einsatz des Bugstrahlers. Auch hier empfängt uns wieder ein netter Hafenmeister (Liegegebühr 26 €) und wir kaufen zwei Karten gegen Pfand für das Duschen. Was für ein hübscher Ort ist Maasholm! Das erinnert sofort an Dänemark. Heute Abend gibt es frisch geräucherten Fisch in allen Variationen, den wir hier kaufen können.

Abends unterhalten uns Chrischan und Norbert mit Witzen, dass wir lachen, bis uns die Bäuche wehtun.

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Donnerstag, 03.06.2021, Maasholm – Langballigau, 37sm

Es frischt sogar noch etwas auf, aber mittlerweile legen wir routiniert ab. Genau in der Hafenausfahrt weht es einem von uns die Mütze vom Kopf, aber genau hier gibt es keine Möglichkeit, sie wieder einzufangen; denn links und rechts ist alles viel zu flach, um ein Manöver zu fahren und so muss die schöne Mütze Neptun geopfert werden.
Apropos Neptun: Habe ich schon erwähnt, dass von jedem Ableger Neptun seinen Teil abbekommt? Vielleicht gelingt uns deswegen so viel?

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Bei Schleimünde hat die Welle aus Ost noch etwas zugelegt und die Bavaria bahnt sich krachend ihren Weg bis zur Ansteuerungstonne. Heute reicht uns die Fock. Bei Ost 5 sind wir wieder zu schnell unterwegs, und so nehmen wir einfach Kurs auf Aerö, fahren dort unsere Wende und laufen mit raumen bis achterlichen Wind ab in die Flensburger Förde in Richtung Langballigau.
Wir wurden gewarnt; denn der Hafen ist nun wirklich sehr klein und flach. Zum Glück hat uns unser Navigator Norbert den einzigen möglichen Platz reserviert. Wir drehen perfekt im kleinen Hafen und wollen per Eindampfen in die Vorspring anlegen, was aber durch den zu großen Winkel und die achterliche Strömung (wo die wohl herkommt?) misslingt. Plan B lässt uns eben andersherum anlegen.

Schnell beim Hafenmeister angemeldet (Liegegebühr 26 €) und den Hafen erkundet, Eis gegessen und gechillt. Heute gibt’s an Bord Spagetti Carbonara (italienisch = ohne Sahne) und wir spielen das Kartenspiel „Schwimmen“.

Freitag, 04.06.2021, Langballigau – Flensburg, 27sm
Unser letzter Segeltag steht an, und wir müssen zurück nach Flensburg. Die Segelanfänger in unserer Crew beginnen Blut zu lecken und fragen: Wie heißen die Kommandos beim Wenden und Halsen? Wie verläuft ein MOB Manöver? Was ist eine Q-Wende und wozu ist die gut? Also Stift und Papier her zum Erklären und dann rauf aufs Wasser zum Probieren. Nun ist jeder mal dran und muss unseren Rettungsring mit Pütz unten dran retten. Mal wird der Rettungsring übergemangelt und mal muss er lange ausharren, aber am Ende retten wir ihn doch. Und Erfolge werden mit einem zur Neige gehenden Sherry gebührend geehrt.

Wir rauschen bei raumen Ost 3 durch die Flensburger Förde vorbei am dänischen Minde und deutschem Glücksburg. Vor der imposanten Marineschule Mürwik drehen wir unsere Wartekreise zum abschließenden Tanken. 2 l/h haben wir verbraucht, ein guter Wert. Planmäßig legen wir wieder in der Marina Galwik an und klaren unser Schiff auf. Für den abschließenden Abend im „Genusswerk Flensburg“ haben wir einen Tisch reserviert und hier schließt sich wieder der Kreis.

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Sonnabend, 05.06.2021
Wir hätten uns zur Übergabe anmelden müssen. Hier werden wirklich die Schiffe abgetaucht, aber wir haben nichts zu verbergen und so verläuft auch die Übergabe reibungslos. Wie vor einer Woche geht es mit 2 PKW wieder zurück nach Hause.

Was haben wir gelernt?
- Mittlerweile werden wir immer bequemer und jeder möchte seine eigene Kabine haben.
- Auch 46 Fuß sind gut zu beherrschen. Die Grenzen werden eher durch die Häfen aufgezeigt durch Boxenbreite und -länge oder Tiefgang.
- Niemand gerät durch Corona in Panik. Segler sind eben ruhige, vernünftige Menschen.
- Unser eigentliches Ziel - die dänische Südsee - rufen wir dann eben für das nächste Jahr aus.

G.-Andreas Meißner