SY: Tomazin (Sun Odyssee 44)
Skipper: Oliver Schultz
Crew: Peter Frömming, HaJo Wehrmann, Hans-Jürgen Zamzow
Vom 10.20.2020 bis 19.10.2020 = 9 Tage (264 sm)
Reiseroute: Alimos (Piräus) – Kap Sounion – Kithnos – Sifnos – Paros – Mykonos – Tinos – Syros – Kithnos – Kea - Lavrion

Griechenland – Du Traum aller Segler. Wir kommen immer wieder – auch bei Corona! Und so ging es auch dieses Jahr wieder los bei uns Vieren: Oliver (Skipper), Hans-Jürgen, HaJo aus Stuttgart und Peter – die bewährte Crew auf ihrer sechsten Reise.

Hinflug am Vortag von Berlin via Frankfurt nach Athen. Gar nicht so einfach, einen tatsächlich stattfindenden Flug zu bekommen. Lufthansa hat sich da nicht mit Ruhm bekleckert. Und wer nicht zuvor eine Corona-Registrierung bei den Griechen durchgeführt hat, blieb sowieso am Boden.

Inzwischen sind wir ja quasi schon „Locals“ und fahren daher selbstverständlich mit dem öPNV nach Alimos, dem Yachthafen von Athen in der Nähe von Piräus. Check-In mit Lucy auf der Tomazin, immer schön mit Maske. Da sind die Griechen total korrekt; nicht umsonst waren Reisen noch möglich, als quasi ganz Europa schon gesperrt war. Die „Tomazin“ hatten wir bereits im letzten Jahr – solide, zuverlässig, mit viel Platz an Bord. Die Belohnung für die erfolgreiche Anreise: der erste Domestika in der Warteschlange bei Vassilis‘ Taverne.

2020 Tomazin 1 

Unser erster Segeltag ist Samstag. Der Wind kommt günstig aus Süd und wir können kaum glauben, dass uns dieses Jahr gelingt, was wir uns bisher vergeblich gewünscht hatten: Ein Ankerplatz unterhalb von Kap Sounion!

Und da steht er, der Tempel des Poseidon, von der untergehenden Sonne in rotes Licht getaucht – wunderbar!

2020 Tomazin 2

Weiter geht’s am nächsten Tag zur Insel Kithnos. Leider heute mit wenig Wind und daher auch unter Motor. Am Nachmittag liegen wir vor Anker in der schönen Kolona-Bucht, die nur durch eine schmale Sandbank von der Nachbarbucht Fikiada getrennt ist. Das wissen aber auch die Athener Multis, die mit ihren Monster-Yachten die Familie übers Wochenende zum Baden ausfahren.

Montag, 12. Oktober. Von Kithnos geht es nach Sifnos. Der Wind frischt auf und wir segeln gerefft in die Vathi-Bucht. Das Dinghi bringt uns trocken ins abendliche Restaurant am Strand. Viel Auswahl haben wir nicht. Trotz der Herbstferien, die noch einige Besucher bescheren, ist die Auswahl an Tavernen recht beschränkt.

Am nächsten Tag geht es weiter über die Nordspitze von Sifnos nach Paros. Der Wind hat satte 5 Bft und zieht uns an der Genua unserem Ziel entgegen. Die Welle liefert auch ihren Beitrag und schiebt uns geigend voran.

2020 Tomazin 3

Die Anlege im Hafen von Paros erfordert höchste Konzentration: Wir bekommen leider nur einen exponierten Außenplatz an der Mole, Wind und Welle stehen querab. An der Mole geht es locker einen Meter hoch und runter. Wir üben das katholische Manöver vorher einmal und sind dann stolz, dass wir auf Anhieb sicher und ohne Schaden angelegt haben. Wie sich später herausstellt, ist die Welle auch am Steg gefährlich: Zwei Schiffe schaukeln so heftig, dass das eine dem anderen die Saling zerstört. So möchte man seine Reise nicht beenden.

Abends zeigt sich nochmal die ganze Corona-Misere: Wo sich sonst die Touristen in Paros-Stadt durch die Gassen drängen, herrscht dieses Jahr gespenstische Leere. Hell beleuchtete Geschäfte ohne Kunden… In Paros leisten wir auch unseren diesjährigen Kulturbeitrag: Besuch der ca. 1200 Jahre alten Basilika mit wunderbaren Bögen aus buntem Gestein und noch immer brillanten Mosaiken.

2020 Tomazin 4

Mittwoch, 14. Oktober, auf nach Mykonos. Die Genua treibt uns wieder bei schönen 4 Bft voran. Anfängerfehler: Wir legen uns vor Anker in Ormos Ornos, quasi auf der Rückseite von Mykonos-Stadt. Dort bekommen wir zwar nichts mit von der schönen Stadtsilhouette, haben dafür aber den ganzen Abend lang die Bässe der Strandcafés an Bord. Entschädigung bringt uns das Abendessen auf Deck. HaJo zeigt uns mal wieder, was man aus der kleinen Bordküche alles zaubern kann: 3-Gängemenü par excellence.

Am nächsten Tag dann wenigstens die Vorbeifahrt an Mykonos-Stadt mit seinen Windmühlen und den Häusern mit ihren blauen Balkonen, die wie Vogelnester über dem Wasser hängen. Es geht nach Tinos. Langsam stellen wir fest, dass der Wind dieses Jahr günstig ist wie nie: Wir haben keine Hafentage, müssen nur wenig Motoren und können eine schöne Kykladen-Runde drehen.

Tinos bietet viel griechisches Stadtleben: Der Bäcker schiebt seine Brote in den angefeuerten Ofen. Der Pelikan und seine Freundin Katze ruhen sich auf der Auslage aus, auf der am nächsten Tag die Fische verkauft werden. Weiter von Tinos nach Syros. Bei mäßig Wind gondeln wir so vor uns hin und liegen nachts vor Anker in der Bucht von Kinos.

2020 Tomazin 5

Samstag, 17.Oktober, wir steuern Kithnos an und liegen mit Landleine vor Loutra. Abendspaziergang in die Taverne im Ort. Mit der heißen Quelle, die ihr eisenhaltiges Wasser mitten durch den Ort leitet, „füßeln“ wir nur. Andere sind da experimentierfreudiger und nehmen mitten in der Nacht noch ein Bad.

Kea, unsere letzte Insel vor dem Festland, liegt bereits wieder im Einzugsbereich von Athen. Ein sanfter Nordwind bringt uns in sechs Stunden in die Bucht Ormos Nikolaos. Wir legen uns vor Anker schön tief in der Bucht, um möglichst wenig nächtlichen Wind abzubekommen. Auch bleiben wir an Bord, weil wir keine Lust auf die Athener Tagesausflügler haben, die mit ihren Speedbooten anlanden und die Tavernen füllen. Dafür werden wir mit dem schönsten Sonnenuntergang belohnt – die Griechischen Inseln verabschieden sich von uns…

Nachts merken wir schon, dass es nochmal Wind gibt, denn das Nachbarboot kommt unserem Heck mitunter verdächtig nahe. Aber am Ende reicht der Schwoiabstand aus.

2020 Tomazin 6 

Montag, 19. Oktober, letzter Segeltag. Es knattert heftig und wir setzen die Segel lieber bereits in der Bucht. Das machen die anderen Boote allerdings auch, und so müssen wir uns gegenseitig gut im Auge behalten, um ausreichend Manövrierabstand zu haben. Es folgt eine wilde Fahrt rüber nach Lavrion. Die Welle wogt, Aiolos macht dicke Backen und jeder will mal ans Steuer. Vor Ort merkt man dann kaum noch etwas von dem, was sich draußen abspielt, und wir laufen schließlich ganz ruhig in unseren Zielhafen ein.

2020 Tomazin 7

Epilog 1: Ach ja, die Rückreise … Fast zwei Wochen hatten wir uns keine Sorge um dieses elende Virus machen müssen – bis dann in Wien lauter Menschen dazu stiegen, die vom Bordpersonal den Corona-Meldebogen für die Einreise aus einem Risikogebiet verlangten. Da haben wir dann doch gehofft, dass die Beteuerungen der Fluggesellschaften stimmen, wonach die Klimaanlage im Flieger alles wegfiltert.

Epilog 2: Noch ein letztes Mal „Tegel“ – keine 2 Wochen später ging der BER in Betrieb. Noch ein letztes Mal die gelben Tresen, ein letztes Mal das rumpelnde Gepäckband: Nostalgie, vermischt mit etwas Melancholie.

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