SY: Tomazin (Jeanneau - Sun Odyssey 44)
Vom 03.10. bis 13.10. 2019
Segelrevier: Saronischer Golf, Ägäis
Strecke: 7 Seetage, 1 Hafentag, 152 sm davon 27 sm unter Motor

Die bewährte Crew hatte sich wieder verabredet, die griechischen Gewässer zu befahren. Hans Jürgen hatte über den Vermittler Poseidon eine 2010er Jeanneau mit vier Kabinen gechartert, so dass jeder nachts in Ruhe schnarchen konnte. Wir landeten in Athen gegen 17:30 während eines starken Gewitters aber ohne Probleme und wurden wie vereinbart von einem Shuttle abgeholt. Der Plan, schon an diesem Tag zu bunkern und das Schiff zu übernehmen, blieb leider im Feierabendstau stecken. Und so dämmerte es bereits, als wir freundlich am Steg No. 8 des Yachthafens Kalamaki von Lucy begrüßt und schon mal an Bord gebeten wurden. Ein großzügiger Salon, allerdings mit wenig Stauraum, dafür mit zwei Kühlschränken, wurde uns präsentiert. Das Abendessen im angeschlossenen Café des Yachthafens war mäßig und teuer.

2019 Tomazin 1

Am Morgen passierten die Übernahme und parallel der Einkauf. Das Schiff war in gutem Zustand: Segel noch einigermaßen, Genua und Rollgroß gut zu bedienen, Motor sehr gut und die restliche Ausstattung vollständig. Im Cockpit ein Kartenplotter, Logge und Autopilot. Am Kartentisch "nur" zwei Funkgeräte - muss wohl eine griechische Vorschrift sein.

2019 Tomazin 2

Der Starkregen vom Vortag hatte alles Mögliche ins Hafenbecken gespült, es stank ganz fürchterlich und wir wollten dringend los. Bei mäßigem S-Wind querten wir das Verkehrstrennungsgebiet und nahmen Kurs auf die Insel Egina, die wir eigentlich an Sb lassen wollten. Doch der Wind frischte auf 5 - 6 Bft auf, drehte westlicher, so dass wir diesen Plan aufgeben mussten und nördlich an Egina vorbei in einer nach N offenen Bucht der vorgelagerten und unbewohnten Insel Moni Eginas nach 22 sm ankerten. Zwei Segler unter deutscher Flagge und ein großer Kat waren bereits da.

Am Samstag hatte der Wind auf W gedreht, Ziel war zunächst der Hafen Poros auf gleichnamiger Insel. Doch der Wind ließ nach und die Maschine musste helfen. Wir ankerten nach 20 sm mit Landleine hinter Cape Skyli SO von Poros in einer geschützten, einsamen Badebucht mit einer kleinen vorgelagerten Insel. Dabei hat Hans Jürgen immer wieder die Landleinen auch an ungünstigen Küsten festmachen können. Schön, wenn eine Crew so gut funktioniert.

2019 Tomazin 3

Mangels Wind erkundeten wir die Umgebung und fanden eine kleine Kapelle (inkl. Kammer für den Popen) mit wunderschönem Blick auf die Umgebung. Waren wir noch in der Nacht allein, füllte sich die Bucht am Sonntagvormittag mit weiteren acht Schiffen. Am Mittag frischte der Wind etwas auf und so lichteten wir den Anker mit dem 7 sm entfernten Ziel Hydra auf gleichnamiger Insel. Erneut flaute der Wind ab und wir liefen mit hoher Geschwindigkeit unter Maschine im Wettbewerb mit zwei weiteren Schiffen auf den Hafen zu. Klare Sache: Wo wir sind, ist vorn! Leider war der Hafen schon übervoll und nach drei Runden im Hafenbecken entschlossen wir uns, die 1,5 sm östlich gelegene Buch Mandraki anzulaufen. Der Ankergrund war sehr steinig und schnell abfallend. Wir schafften ein Ankermanöver neben einer Luxusmotoryacht, erneut mit Landleine. Parallel versuchten zwei Segelyachten, ihre Anker zu entwirren. Am Ende musste ein lokaler Taucher den Anker gegen eine unbedeutende Gebühr von 300 € befreien. Dauer 10 Minuten. Diesmal endete der Tag in der Taverne. Das schöne Städtchen Hydra blieb uns damit vorenthalten.

2019 Tomazin 4

Am Montag war erneut Poros Stadt unser Ziel. Es war Regen vorhergesagt, der aber zunächst nicht auf unser Seegebiet östlich der Insel Poros übergriff und so kreuzten wir bei 6 Bft mit viel Spaß vor der Regenfront. Gegen 14:00 entschlossen wir uns, doch den Hafen Poros anzusteuern und segelten westlich in die Bucht, in der es wie aus Kübeln schüttete. Bei achterlicher Welle, leichtem Wind bot sich uns ein unvergessliches Schauspiel der Naturgewalten: der starke Regen hatte die Wasseroberfläche geglättet und nur die lange Welle lief von achtern auf uns zu. Die Sichtweite lag wenig über 100 m. Poros Stadt liegt auf einer dem Festland zugewandten Halbinsel der Insel Poros. Die Liegeplätze erstrecken sich um die gesamte Halbinsel. Zum Festland wird das Fahrwasser schnell flach und so blieb uns eine Fahrrinne von vielleicht 50 m Breite. Es gab keine freien Plätze, nur die Schnellfähre kam uns in der Fahrrinne mit ständigem Schallsignal entgegen. Und wir waren nicht die einzigen, die noch einen Liegeplatz suchten. Um schnell reagieren zu können, hatten wir Hajo aufs Vorschiff geschickt, den Anker zu bedienen. Er war der Erste, der bis auf die Unterhose nass wurde. Der Rest der Crew erreichte diesen Zustand beim Anlegemanöver in einer Ecke des Hafens, längsseits einer deutschen Motoryacht nach 28 sm. Aber zumindest mussten wir nicht in der Bucht ankern... Das Abendessen in einer gemütlichen Taverne entschädigte uns: Ein 2,5 kg Mega-Steak wurde nicht ganz bewältigt. Das Doggy-Bag peppte den Salat am nächsten Abend an Bord auf.

2019 Tomazin 5

Am Dienstagmorgen ergänzten wir unsere Vorräte. Das schlechte Wetter war verzogen und wir wollten Epidauros erreichen. Wir verließen Poros Stadt Richtung WNW und erreichten bald den offenen Golf, um die Halbinsel Agia Nicolaos bei 4 - 5 Bft aus NO zu runden. Ein schöner Segeltag lag hinter uns, als wir den gut gefüllten Hafen von Epidauros nach 30 sm gegen 17:30 erreichten. Keine Chance, an der Pier festzumachen. Wir entschlossen uns, quasi nebenan in der geschützten Bucht Kalamaki Beach mit Landleine zu ankern. Neben uns eine ukrainische Besatzung, die eine schwarz-rote Flagge unter der ukrainischen gesetzt hatten. Wir winkten sicherheitshalber freundlich und es gab keine Probleme.

2019 Tomazin 6

Am nächsten Morgen warteten wir ab, bis zwei, drei Yachten den Hafen verließen und nahmen schnell einen Liegeplatz an der Pier in Beschlag. Die Hafengebühren, die wir zahlen sollten, wollten wir nicht akzeptieren: Der Hafenmeister wollte uns partout nicht mehr als 5,35 € für die Nacht abnehmen! So kommt Griechenland nicht voran. Den Tag wollten wir mit einem Landausflug ins nahe gelegene griechische Theater verbringen. Mit einer Taxe ging es sehr zügig zu der antiken Stätte. Das Theater ist das größte erhaltene Theater der Antike und war wirklich beeindruckend. Das Essen in der Taverne am Abend war auch wieder reichlich.

2019 Tomazin 7

Am Donnerstagmorgen war der Wind weg. Wir besichtigten den Ort Epidauros und die Kirche, es half aber nicht. Wir liefen am Mittag aus und versuchten bei umlaufenden Winden immer wieder mit Kurs O zu segeln. Am Ende des Tages ankerten wir nach 20 sm an der Südseite von Egina in der Bucht Kilma Beach.

Der letzte Segeltag hatte begonnen und wir mussten Kurs auf Athen nehmen. Zunächst Richtung O an der Küste von Egina entlang. Hier mussten wir erfahren, welchen Einfluss die Inseln auf den lokalen Wind hatten. Die Windrichtung variierte bis zu 120° je nach Abstand von der Insel. Segler mit Revierkenntnissen waren echt im Vorteil. Auf dem Kurs nach Athen querten wir wieder das Verkehrstrennungsgebiet und lernten erneut die Geschwindigkeit von Fähren und Frachtern einzuschätzen. Nach 25 sm erreichten wir unseren Heimathafen Kalamaki und die Alimos Marina. In dieser Marina sollen bis zu 1000 Boote liegen. Ziemlich viele waren wohl ausgelaufen und wollten mit uns gemeinsam in den Hafen einlaufen. Die Situation war mit dem Flugloch von einem Wespennest zu vergleichen. Die meisten Skipper waren rücksichtsvoll, aber immer wieder gab es auch die anderen, die für Unruhe und gefährliche Situationen sorgen. Wir erreichten unsere Box zum Glück ohne „Feindberührung“ nach insgesamt 152 sm. Das Hafenbecken war wieder sauber, der Taucher ging diesmal mit mehr Freude ins Wasser. Wir hatten keine Grundberührung gehabt, nur das Dampferlicht war bei Reffübungen der Genua am ersten Segeltag über Bord gegangen.

2019 Tomazin 9

Leider war die Yacht wieder verchartert und so mussten wir am Samstagmorgen die Sachen packen und für eine Nacht in das nahe gelegenes Hotel Nefeli ziehen. Für 26 € p.P. ein richtiges Schnäppchen. Den Samstag verbrachten wir dann auf der Akropolis und in der Plaka und lernten den ÖPNV kennen, der wirklich zuverlässig funktionierte. Sogar die Fahrscheinautomaten hatten eine übersichtliche Bedienoberfläche (wenn sie denn funktionierten).

2019 Tomazin 8

Sonntag ging es nach einem kurzen Strandaufenthalt wieder mit Ryanair zurück. Ein erneut gelungener Törn mit viel Spaß am Segeln, Baden, Essen und auch mit ´ner ganzen Menge Kultur.

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