2023 Segeln mit der Prosit | Wirklich segeln?
Es ist immer ein wundervoller Anblick: die Prosit segelt an unserem Verein vorbei, mal mit geschmeidiger Fahrt, den langen Rumpf im Wasser gestreckt, mal den leichtesten Wind mit hoher Takelage nutzend. Schon hundertmal gesehen und immer wieder beeindruckend und ein absoluter Hingucker, das schönste und längste Schiff unseres Reviers mit einer langen Tradition.
Die Prosit, eigentlich Prosit IV entstand 1969 als direkter Nachbau der damaligen von Max Oertz, einem der ersten deutschen Konstrukteure von Weltruf und ASV-Mitglied, gezeichneten Prosit III. Sie ist ein Seekreuzer, vermessen als 15 KR. Sie ist mächtige 21,30 m lang, 3,30 m breit, hat einen Tiefgang von 2,05 m und eine Verdrängung von 18 Tonnen. Sie wird ausschließlich vom Wind bewegt. Eine Maschine gibt es nicht. Mit einem Rennwert (= Yardstick) von 98 war sie lange Zeit das schnellste Schiff der Unterhavel und fuhr entsprechend viel Silber ein.
Einige Mitglieder unseres Vereins wollen die Prosit nicht immer nur vorbeisegeln sehen, sie wollen auch mal zum Segeln an Bord gehen. Diesen Wunsch zu erfüllen, hat sich unser FO ins Zeug gelegt und mit dem ASV eine Fuhre für die SVUH verabredet. Am festgelegten Termin, 16. Juli, finden sich 16 SVUHler beim ASV ein und werden vom Skipper Heinz Aping und dem 1. Vorsitzenden des ASV sowie zwei weiteren Crewmitgliedern freundlichst willkommen geheißen.
Bevor es an Bord geht, macht uns Heinz Aping mit einigen Daten zum ASV und seinen Schiffen vertraut. Der ASV ist eine nicht schlagende, nicht Farben tragende Studentenverbindung, der man ein Leben lang (bis auf wenige Ausnahmen) angehört. Getragen wird der Verein durch die Unterstützung der alten Herren, den ehemaligen Aktiven (wobei Alte Herren auch ehemalige aktive Damen sein können, wie sie es selbst bevorzugen, bezeichnet und genannt zu werden!)
Über die Prosit erfahren wir, dass sie hauptsächlich als Ausbildungsschiff betrieben wird, um junge Seglerinnen und Segler mit dem Metier Segeln auf Dickschiffen vertraut zu machen und sie vorzubereiten auf weitere Aufgaben an Bord der Walross, dem 2006 – 2007 gebauten hochseetauglichem Fahrtenschiff (Typ: Nissen 56´ performance cruiser) des ASV, mit dem schon viele tausend Seemeilen auf fast allen Meeren der Welt abgeseglt wurden. Heinz Aping nennt die unglaubliche Zahl von geschätzten 500000 Seemeilen, die ASV-Schiffe insgesamt zurückgelegt haben.
Dann geht es mit dem Beiboot in mehreren Übersetzvorgängen an Bord der bereits vorbereiteten, an der Boje liegenden, Prosit. Wir haben schönstes Sommerwetter, aber leider nur ganz wenig Wind. Der Skipper verspricht uns, dass das Schiff sich trotzdem, dank der hohen Takelage, bewegen wird. So gelangen wir auch nach ausführlicher Einweisung in die Segel- und Backstagsbedienung bis zur SVUH. Hier kehren wir um und runden etliche Male die Scharfe Lanke, bevor es wieder an die Boje geht. Zwischenzeitlich bekämpfen wir unseren Durst ob der großen Hitze reichlich mit den bereitgestellten Getränken.
Wir nähern uns der Boje, um anzulegen. Wir haben zu wenig Fahrt im Schiff und so geht der erste Anleger daneben. Nach einem überraschenden Manöver, der sog. Tellerwende mit weit gefiertem Groß und Besan und weit aussenbords backgehaltener Fock, liegt die Boje gut an und wir können festmachen. Bei dem Anlegemanöver muss ein Crewmitglied aussenbords auf das Wasserstag klettern, um das Festmacherende in die Boje einzupieken. Ein Manöver für sportliche Menschen (in unserem Fall Jan-Erik). Das Schiff liegt fest, es geht ans „Klar Schiff“ machen. Hier kann unsere SVUH-Gruppe ihre seglerischen Kenntnisse beim Segelbergen und Auftuchen unter Beweis stellen und die Arbeit ist zur Überraschung der Schiffsführung schnell getan.
An Land geht es wieder mit dem Beiboot. Hier kommen alle zusammen und wir bedanken uns bei den ASVer für die tolle Fuhre, übergeben mit einem großen Dankeschön eine kleine Spende und versprechen uns gegenseitig, den nachbarschaftlichen Kontakt auszubauen.
Wir sitzen noch einigen Zeit auf den Bänken am Wasser, genießen das Wetter, futtern lecker Nudeln und nehmen einen Abschiedstrunk. Es war ein schöner Nachmittag, der uns in anhaltender Erinnerung bleiben wird.
Wir SVUHler sind uns einig: ein da capo mit Wind wäre wünschenswert.
Günter Wolber